Amphibien und Reptilien in Appen

Aktionsmonat Naturerlebnis in der heimischen Tierwelt

Auch 2019 ist der Mai ein Aktionsmonat „Naturerlebnis der heimischen Tier- und Pflanzenwelt“. Der Informationsabend zu den Amphibien und Reptilien in Appen und Umgebung bildete den Abschluss der Veranstaltungen in Appen.

Drei Reptilienarten in Appen

Drei Reptilienarten leben in Appen. Die beiden kleinen Arten Blindschleiche und Waldeidechse und die Ringelnatter, die über einen Meter lang wird. Die Ringelnatter geht gerne in Amphibienteichen auf Nahrungssuche, die anderen beiden Arten bevorzugen trockenere Jagdgebiete.

Im Raum des Regionalparks Wedeler Au erhöht sich die Artenzahl der Reptilien auf fünf, von den sieben Reptilien in ganz Schleswig-Holstein.

Bei der Vorbereitung des Baugebiets BusinessPark Wedel wurde eine Umsiedlungsaktion von Reptilien durchgeführt. Aufwendiges Verfahren, um die über die Natura 2000 geschützten Arten zu erhalten.

Vier Amphibienarten in Appen

Aktuell leben in Appen bis zu vier Amphibienarten, in Schleswig-Holstein werden bis zu fünfzehn Amphibienarten gefunden. J. Mohrdieck zitiert den Artenschutzbericht aus Paris. Amphibien sind prozentual viel gefährdeter als Vögel. Da diese Lurche versteckter leben, ist ihr Rückgang unauffälliger. Vermutlich werden die Amphibien stärker unter der Klimaerwärmung leiden als die Vögel, denn sie können als erdgebundene und feuchtigkeitsliebende Tiere schlecht ausweichen, wenn es trockener wird.

Im Raum Appen des Regionalparks Wedeler Au erhöht sich die Artenzahl der Amphibien auf zehn, von den fünfzehn Amphibienarten in ganz Schleswig-Holstein.

Teiche vom Schäferhof/Appen

Mehr zum Appener See und den Teichen dort

Fang in den Reusen

Das Dutzend Gäste des Informationsabend konnten mit Jörn Mohrdieck die Fangreusen überprüfen, die beispielhaft in zwei Teichen des Geländes ausgelegt waren. So konnten zwei Teichfrösche aus der Nähe betrachtet werden.

Teichfrösche

Die zu den Grünfröschen gezählten Teichfrösche bleiben den ganzen Sommer am Wasser. Es sind die Frösche der Zeichnung in den Kinderbüchern. Der zu den Braunfröschen gezählte Grasfrosch dagegen verlässt nach dem Laichen im frühen Frühjahr die Wasserstellen wieder und lebt den Rest des Jahres in feuchter Vegetation.

Teichmolche

Die Teichmolche waren in den Reusen viel häufiger als die Teichfrösche. Mohrdieck konnte an den Tieren gut die Unterschiede zwischen Männchen und Weibchen erläutern. Die dicken Bäuche der Weibchen zeigten an, dass die Eiablage noch erfolgen soll. Die Fleckung auf der Bauchseite ist beim Männchen größer und ausgeprägter. Jedes erwachsene Männchen behält sein Leben lang das Fleckenmuster. Man kann die Männchen im nächsten Frühjahr anhand der Passfotos wiedererkennen.

Weitere Tiere in den Reusen

Beim Öffnen der Reusen lag die Konzentration der Teilnehmer auf den Molchen und Fröschen. Erst der zweite Blick galt dann den anderen beweglichen Tieren. Und noch weniger wurden die Schnecken beachtet.

Einige große, bewegliche Insekten waren in den Reusen. Die meist über 3 cm langen schlanken Tiere erwiesen sich beim näheren Hinsehen als Larven von Libellen und Käfern.

Auch verschiedene erwachsene Wasserkäfer und große und kleine Rückenschwimmer waren in den Netzen.

Die Posthornschnecke, flach aufgerollt wie ein Teller war die häufigere, eine Schlammschnecke mit spitz zulaufendem Gehäuse war ebenfalls mehrfach da. 1

Mehr zu den Libellen an diesen Teichen

Biotopmanagement für die Amphibien

Schaffung der Teiche im Jahr 2013

Mit Fördergeldern aus Europa konnten auf dem Gelände des Schäferhofs vor sechs Jahren fast ein Dutzend Teiche geschaffen werden. Eine Bestandsaufnahme der Amphibien in den neuen Teichen fand 2017 statt, durchgeführt vom Jörn Mohrdieck und Helfern aus der NABU-Gruppe Wedel.

Zielkonflikte im Biotop

Für die Kaulquappen der Amphibien ist es gut, wenn die Teiche, in denen die Tiere laichen später im Sommer trocken fallen. Natürlich erst dann, wenn die Kaulquappen ihre Entwicklung zu den vierbeinigen jungen Erwachsenen Tieren abgeschlossen haben. Denn mit dem Austrocknen sterben die Fische, Libellenlarven und weitere Prädatoren in dem Kleingewässer ab. Das steht naturgemäß in Konflikt mit den Libellenfreunden. Ein solcher Teich kann gut von einem Dutzend verschiedener Libellenarten zur Fortpflanzung genutzt werden.

Kleingewässer sind in der heutigen Landschaft selten. Das Vieh steht nicht mehr auf der Weide. Wenn es noch auf der Weide steht, wird meist vom Landwirt täglich Wasser zur Weide transportiert. Eine Viehtränke in der Form eines wassergefüllten Teichs ist kaum noch zu finden. Und die großflächige mechanische Bearbeitung des Bodens erfordert, dass das Gelände weitgehend flach ist. Dafür werden wassergefüllte Bodenmulden verfüllt. Auf diese Weise wird es eng für Amphibien und für Libellen. Platz für Vielfalt ist wünschenswert.

Beweidung durch Robustrinder

Rund um die Amphibienteiche weiden das ganze Jahr über Hochlandrinder. Diese Tiere halten die Vegetation rund um die Teiche und auch in den Teichen kurz. Das ist für die Amphibien wichtig, die freies, sonnenbeschienenes Wasser brauchen.

Eine Zusatzaufgabe der Rinder sei noch genannt: die großen Tiere halten Badegäste und Störer von den kleinen Gewässern fern.

Erdkröte

Relativ häufig ist in Appen die Erdkröte.

An diesem Abend waren keine an den Teichen keine Erdkröten mehr zu erwarten, da auch diese Tiere früh im Jahr laichen.

Eine einzelne, schwarze, fleckenlose Kaulquappe gab Zeugnis davon, dass im März wirklich Erdkröten hier am Teich waren.

Grasfrosch

Der Grasfrosch gehört zu den Braunfröschen, wie sein Verwandter der Moorfrosch. In Gegensatz zu den heute beobachteten Teichfröschen haben diese Frösche einen braunen Fleck in der Ohrregion.

Jörn Mohrdieck weiß von Untersuchungen, dass ein Grasfrosch-Weibchen in seinem Leben zwei bis dreimal zum Laichen kommt, bis es gefressen wird oder stirbt. Da ist es wichtig, dass die Laichplätze jedes Jahr genügend Wasser führen, so dass zumindest die Eiablage gelingt. Bis zum Herbst sind ohnehin nur noch wenige Promille der Kaulquappen am Leben.

Die ehemaligen …

Wechselkröte und Knoblauchkröte

Die Wechselkröte und die Knoblauchkröte sind im südlichen Kreis Pinneberg extrem zurückgegangen bzw. sogar ausgestorben.

Ein letztes Vorkommen der Wechselkröte war in den Holmer Sandbergen. Das Tier nutzte den 1975 geschaffenen Feuerlöschteich am Katastrophenweg. Doch Anfang der achtziger Jahre wurde der Teich für den Angelbetrieb freigegeben. Mit dem verstärkten Fischbesatz wurden so viel Laich und so viele Kaulquappen gefressen, dass das Vorkommen erlosch.

Eine Vielzahl von kleineren Teichen ist für Amphibien förderlich. Vielleicht können in den nächsten Jahren in dem Gelände mehrerer kleine Wasserstellen geschaffen werden. Jörn Mohrdieck fördert solche Planungen.

Rotbauchunke

Auch die Rotbauchunke konnte früher in unserem Raum beobachtet werden. Jörn Mohrdieck datiert das Verschwinden dieser Art in Wedel auf das Jahr 1996.

Kammmolch

Ein Besucher des Infoabends hatte ein Foto von einem großen Molch mitgebracht. Das Foto entstand in Blankenese und zeigt einen Kammmolch. Die Landform des Kammmolches zeigt den namens gebenden Kamm nicht.

Der Infoabend im Hofcafé

Der Referent Jörn Mohrdieck

Der Referent Jörn Mohrdieck ist seit vielen Jahren beim NABU in Wedel aktiv. Schwerpunkt bilden Vögel und auch Fledermäuse. Aktuell konzentriert sich Jörn Mohrdieck auf die Artengruppen Amphibien und Reptilien. Mit diesen Aufgaben unterstützt er die sowohl die Untere Naturschutzbehörde UNB im Kreis Pinneberg und als auch die Landesbehörde für Naturschutz.

Der Schäferhof

Petra Mindermann eröffnete den Abend im Hofcafé. Die Leiterin des Schäferhofes gibt kurz allgemeine Informationen zur Stiftung Hamburger Arbeiterkolonie und dem Schäferhof.

Der Schäferhof hat seine Hilfe für wohnungslose Menschen seit einigen Jahren mit den Naturerlebnisprojekten verknüpft. Naturerlebnis und barrierefreier Zugang zu Naturerlebnissen sind nun Teil des Angebots.

In dem Zusammenhang wurde auf dem Gelände des Schäferhofs ein Aussichtshügel geschaffen. Besonders gut ist die Sichtblende, so dass sich Naturfreunde dort bewegen können, ohne die Vogelwelt auf dem See zu stören. Klar, dass dieser Beobachtungspunkt ein Ausflugstipp ist.

Der Autor

Foto und Text Hans Rutar (Zertifizierter Natur- und Landschaftsführer ZNLF) www.hans-rutar.de

Dieser Text war Grundlage für den Beitrag am 03.06.2019 im Pinneberger Tageblatt (Hinter der Bezahlschranke).

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