Flora: Galerie von Pflanzen, die in den Habitaten leben
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Pflanzen S…: Schwanenblume (Butomus umbellatus)
Die auffällige Röhrichtpflanze ist ein typischer Vertreter der Auen, sie kommt als Pionierpflanze auf schlammigen und nährstoffreichen Böden vor, insbesondere bei wechselnden Wasserständen. Diese wechselnden Wasserstände sind im Pinneberger Raum oft durch die Wasserstandsschwankungen Ebbe und Flut der Elbe verursacht, die auch auf die kleineren Gewässer der Umgebung auswirkungen haben.
Die Pflanze hat sich als Stromtalpflanze an die Dynamik des Hochwassers angepasst und erträgt nicht nur eine immer wiederkehrende Überflutung, sondern benötigt sie zum Teil sogar. Die Fluten der Hochwässer bringen Sand, Schlick, abgestorbene Pflanzenteile sowie Samen heran, die beim langsamen Zurückgehen des Wassers in den Auen abgelagert werden.
Name
Die Namensgebung Schwanenblume bezieht sich auf den schwanenhalsartig gebogenen Griffel. Der botanische Gattungsname Butomus leitet sich aus den griechischen Wörtern bous für Ochse und temnein für schneiden ab. Dies bezieht sich auf die irrtümlich für scharfschneidig gehaltenen Blätter, an den sich Rinder verletzen könnten. Der Artname umbellatus bedeutet schirmförmig und weist auf den doldigen Blütenstand hin.
Verbreitung:
Das natürliche Verbreitungsgebiet umfasst die gemäßigten Klimazonen Europas, Asiens und Nordafrikas. In Mitteleuropa steht die Pflanze auf der Vorwarnliste für die roten Arten. Ihr Lebensraum, feuchtebiete mit schwankendem Wasserstand, findet immer weniger Platz in unserer regulierten Landschaft.
In Nordamerika wurde die Schwanenblume als Zierpflanze eingeführt und ist dort ausgewildert. In einigen Staaten hat sie sich so stark ausgebreitet, dass sie als invasive Art angesehen wird. Darunter versteht man gebietsfremde Arten, die in Konkurrenz zu einheimischen Arten treten und diese verdrängen oder andere Probleme verursachen.
Die Blume des Jahres 2014
Die Schwanenblume wurde von der Hamburger Loki Schmidt Stiftung als Blume des Jahres 2014 gewählt.
Die Schwanenblume wird auf der Vorwarnliste der bedrohten Arten der Bundesrepublik Deutschland geführt, da ihre Bestände zurückgehen. Ursache des
Rückgangs sind unter anderem die intensiven Hochwasserschutzmaßnahmen, die seit Jahrzehnten die Aue ihrer natürlichen Dynamik und Hochwasserrückhaltefunktion berauben. Auch Entwässerungsmaßnahmen, Flussausbau und die Konkurrenz durch Ufer-Hochstauden oder Weidengebüsche gefährden den Lebensraum der hübschen Schwanenblume. Flussauen und ihre Lebensgemeinschaft en werden stark beansprucht: Geschützt von Deichen breiteten sich Siedlungen und Gewerbe aus, wo früher der Fluss über die Ufer trat. Abwasser wurde eingeleitet und lagerte sich als Schadstoff ab.
Die Intensivierung der Landwirtschaft machte auch vor Flussauen und Marschgebieten nicht halt: Künstliche Gewässer wie Gräben, Kanäle und Bodenentnahmestellen, an deren Ufer die Schwanenblume Ersatzlebensräume gefunden hatte werden oft so intensiv gemäht und geräumt, dass die Schwanenblume zurückgeht. Die intensiv e Düngung landwirtschaftlicher Flächen sowie die Verfüllung der Gewässer oder ihr Ersatz durch unterirdische Drainagen nehmen der Schwanenblume die Lebensräume.
Beschreibung
Die Schwanenblume ist die einzige Pflanze nart der Gattung Butomus und der Familie der Schwanenblumengewächse (Butomaceae).
Es handelt sich um eine stattliche, bis 150 cm hohe, ausdauernde Sumpf- und Wasserpflanze mit einem kurzen, kriechenden Rhizom, das als Überwinterungsorgan dient. Dieser 1 cm dicke, weiße Wurzelstock bildet keine Ausläufer. Die Laubblätter stehen grundständig als Rosette.
Wie viele unter Wasser wurzelnde Pflanzen bildet auch die Schwanenblume verschiedene Wuchsformen aus. Steht die Pflanze in größerer Wassertiefe in fließenden Gewässern, entwickeln sich kaum 2 mm breite und zuweilen bis fast 2 m lange, bandförmige Tauchblätter. Üblicherweise setzen derartige Pflanzen keine Blüten an. Die Überwasserblätter, die sich bei niedrigerem Wasserstand entwickeln, sind grasartig linealisch, dreikantig und steif. Von der scheidigen Basis aus werden sie nach oben zu immer schmaler und enden mit einer schwertförmigen Spitze. Die Blätter werden bis zu 1 m lang und bis 1 cm breit.
Die attraktive und auffällige Schwanenblume blüht in Mitteleuropa von Juni bis August, da sich die einzelnen Blüten nacheinander öffnen. Die hier gezeigte Blüte aus Haseldorf ist damit eine der letzten der Saison (10 September).
Blüte und Früchte
Auf einem langen, runden, blattlosen Blütenstandstiel befindet sich ein doldiger Blütenstand mit bis zu 30 Einzelblüten. Der Blütenstand ist von zwei oder drei Hochblättern umhüllt. Nach der Bestäubung entwickeln sich die Früchte (Balgfrüchte), wobei die Blütenstiele nochmals um einige Zentimeter wachsen. Die Früchte werden so weiter aus der hochwüchsigen Ufervegetation gehoben. Dies fördert die Windausbreitung der Samen: Die Schwanenblume ist ein
Windstreuer. Wenn die Früchte reif sind und der Wind den Blütenstandstiel bewegt, öffnen sich die Früchte und die Samen werden ausgestreut. Die Samen können schwimmen und treiben so zu neuen Ansiedlungsorten.
Die Pflanze vermehrt sich aber auch vegetativ. Im Herbst lösen sich Brutknospen von der Mutterpflanze ab, treiben im Wasser davon und können im Schlamm Wurzeln schlagen.
Standort
Die Schwanenblume wächst in Uferröhrichten stehender bis langsam fließender Gewässer wie Gräben, Bäche, Altwasser, Flussufer oder Teiche. Hier findet sie nährstoffreiche Schlammböden und bildet Bestände, die zu einer eigenen Pflanzengesellschaft, dem Schwanenblumenröhricht gehören. Die Pflanze verträgt stark wechselnde Wasserstände und siedelt vor allem auf sandig-lehmigen,nährstoffreichen Schlammböden.
Sie ist recht wärmeliebend und steht deswegen im Röhricht an lichten Stellen. Die Schwanenblume ist nicht zuletzt deshalb selten, weil sie der Konkurrenz höher aufschießender, dicht wachsender und damit lichtraubender Pflanzen ausgesetzt ist. Hierin liegt auch der Grund, warum sie häufig an Gräben anzutreffen ist: Eine gemäßigte Unterhaltung verschafft ihr gegenüber dem Schilf und anderen Röhrichtpflanzen ein en Konkurrenzvorteil, eine zu intensive Unterhaltung wiederum gefährdet sie.
Verwendung als Nutzpflanze
Die unterirdische, bewurzelte Sprossachse (Rhizom) enthält 60% Stärke und kann deshalb zu Mehl verarbeitet werden. In Asien wird das Rhizom zum Teil auch heute noch als Nahrungsmittel genutzt. Bei den Kirgisen, Kalmücken und Jakuten wird das Rhizom in Asche gebacken und wie Brot verwendet. Als in Mitteleuropa Notzeiten herrschten, diente das Rhizom auch hier als Nahrung. Die Stängel wurden früher zum Flechten von Körben und Matten, ähnlich wie Binsen und Weiden, genutzt. Verwendung als Arzneipflanze Die Art wurde früher als Heilpflanze genutzt. Rhizom und Samen waren früher unter dem Namen „radix et semina Junci floridi“ im Handel. Innerlich angewandt, sollte damit die Wassersucht bekämpft werden. In äußerlicher Anwendung galten sie als
„auflösendes, kühlendes und erweichendes Mittel“ (Steinleiden).
Als Gartenpflanze
Da die Schwanenblume eine pflegeleichte Staude ist, wird sie gern in Gärten als Zierpflanze kultiviert. Sie gedeiht gut in der Flachwasserzone von Gartenteichen. Die Schwanenblume eignet sich aber auch für den Miniteich in einer Schale auf der Terrasse oder dem Balkon. Zuchtsorten sind beispielweise die sehr blühfreudige, fast weiße Sorte „Schneeweißchen“ und die später blühende, lilarote Sorte „Rosen-rot“.
Butomus umbellatus kann im entsprechenden Fachhandel für Stauden und Gartenteich erworben werden. Der Natur sollte sie nicht entnommen werden, um ihre Bestände zu schonen. (Aus der Erklärung der Loki Schmidt Stiftung)