Prof. Michael Succow über Mensch und Moor


Erster Teil meiner Eindrücke von der Fachtagung „Moore in Norddeutschland“ am Centrum für Naturkunde der Uni Hamburg

Festvortrag von Michael Succow

Prof. Dr. M. Glaubrecht – Hausherr im Centrum für Naturkunde CeNak eröffnet die Fachtagung zu Moor, Naturschutz und Klimaschutz. Der Hauptvortrag des Abends gehört Prof. Michael Succow. Succow präsentiert sein Lebensthema Moor mit Grafiken, Fotos und spannenden Worten.

Schwierige Beziehung Mensch-Moor

Michael Succow setzt auf die Hoffnung. In seinem jahrzehntelangen Einsatz für das Moor hat Professor Succow erlebt, wie sich bei vielen Menschen die Einstellung zum Umgang mit dem Moor – und die Einstellung zum Ressorcenverbrauch in einer bisher materiell orientierte Kultur geändert haben.

Moore weltweit

Der Bericht von Michael Succow startet bei den norddeutschen Mooren. Danach wird es international. Prof. Succow hat eigene Erfahrungen in allen Mooren der Erdkugel. Der Bogen der Erzählungen reicht von Weißrussland über Sibirien bis zur Mongolei und Tibet, von Kanada bis Nordafrika. Die Urwälder auf moorigem Grund in Zaire wurden erst kürzlich entdeckt, die Moore am Ostrand der Anden in Südamerika werden erst in diesen Jahren vermessen.

Ein Video auf YouTube zum Torf-Moor-Wald im Kongo (Zaire).

Torf und Moor in Costa Rica

Als die Succow Stiftung Forscher nach Costa Rica schickt, erleben die Studenten dort eine Überraschung. Unbemerkt von der Moorwissenschaft sind bereits Prospektoren aus den USA in Costa Rica unterwegs gewesen. Der Torf im Erdboden und der darin gebundene Kohlenstoff wurden als Wirtschaftsgut kartiert , das in den nächsten Jahren erschlossen werden soll.

Wir leben auf Kosten der Menschen in anderen Kontinenten. Succow nennt eine Zahl: Deutschland braucht 80 Millionen Hektar Ackerbauflächen in Übersee, beispielsweise in Äthiopien zur Produktion von Kichererbsen für deutsche Veganer. In der Folge dessen wurden diese Leguminosen für die Äthiopier selbst unbezahlbar.

Natürliche Entsorgung von Kohlenstoff

Eine plakative These: Mit Torf, Braunkohle und Steinkohle haben die Pflanzen überschüssigen Kohlenstoff entsorgt. Das Kohlenstoffdioxid kam aus der Atmosphäre und wurde durch diese natürlichen Prozesse dauerhaft im Boden gelagert.

Kohlenstofflager vom Menschen aufgelöst

Das menschliche Wirtschaften löst diese Kohlenstofflager nun vorzeitig wieder auf. Mehrer großräumig wirksame Prozesse wirken zusammen

  • Abbau von Torf
  • Stille Torfvernichtung durch Verrotten
  • Auftauen der Permafrostböden

Abbau von Torf

Beim Stichwort Moorzerstörung denkt man gerne zuerst an den Abbau von Torf. Dieser wurde in den vergangenen Jahrhundert zunehmend als Energielieferant genutzt, bis Steinkohle und anschließend Erdöl diesen Energieträger ablösten.

Stille Torfvernichtung durch Verrotten

Weniger auffällig, aber mengenmäßig bedeutender ist die stille Torfvernichtung. Auch in den vom Menschen umgestalteten Mooren ist eine oft meterdicke Schicht von Torf unter der Ackerfläche oder unter der grünen Wiese. Nach der sogenannten Urbarmachung sind diese Torfschichten jedoch trocken. Der Luftsauerstoff kommt nun ungehindert an den Torf heran, der Torf wird zersetzt. Nachdem er nun Jahrtausende im Boden festgelegt war, gelangt der Kohlenstoff nun wieder an die Atmosphäre.

Auftauen der Permafrostböden

Große Moorflächen liegen in Gebieten, die sich im Sommer nur oberflächlich erwärmen. Durch die Klimaänderung tauen diese Permafrostböden nun in großen Flächen auf. Michael Succow zeigt in eigenen Fotos, wie das braune Wasser in den Gebieten dann die Torfmoose ertränkt. Das gleiche geschieht in der Mongolei bei den dort inselhaft verbreiteten Permafrostböden. Diese Veränderung in der Vegetation nimmt den dort lebenden Herden großer Weidetiere die Ernährungsgrundlage.

Baltischer Torf: Import für den Export

Die Deutsche Wirtschaft importiert in großem Maßstab Torf als den Baltischen Ländern und Weißrussland. Nach der Aufbereitung des Materials wird dieser Torf dann wiederum exportiert. Das ist kein nachhaltiges Wirtschaften, aber bis auf weiteres bringt es Geld ein.

Japan greift zum Torf in Kamtschatka

Professor Succow erwähnt, dass auch Japan und Korea Torf außerhalb ihrer Länder suchen. Diese Länder beginnen Torf aus Kamtschatka zu importieren.

Moor Muss Nass, die Succow Stiftung

Der Slogan „Moor Muss Nass“ kennzeichnet die Zielsetzung der Michael Succow Stiftung. Moore werden am besten genutzt, wenn der Torf im Moor bleibt. Es ist möglich, dennoch auf den Torfböden landwirtschaftliche Kulturen zu betreiben, sogenannte Paludi-Kulturen. Am zweiten Tag der Fachtagung werden die Referenten im einzelnen darauf eingehen.

Beispielhaft werden Holz von Erlen, Rohrkolben als Dämmmaterial und wie Ackerpflanzen angebaute Torfmoose zur Weißtorfgewinnung genannt.

Schnelle Umsetzung von Moorschutz Konzepten in China

China hat genau wie Europa Moore als nutzlose Flächen betrachtet und diese großräumig umgestaltet, also trocken gelegt. Der Rückblick einige Jahrzehnte später zeigte negative Ergebnisse. Die beim Moormanagement international erfahrene Michael Succow Stiftung wurde um ein Konzept zur Umnutzung der Flächen gebeten. Prof. Succow war erstaunt, dass nur ein Jahr später die Umsetzung in vollem Gange war. Einmal die Regierung überzeugt wird die Umsetzung nicht wie anderen Ländern noch jahrelang verzögert. Die Zielvorstellung „Feuchtland Moor mit Kranich“ wurde bildhaft dargestellt. Dann setzten viele Menschen das erdachte zielstrebig mit enormer Geschwindigkeit um.

Fachtagung CeNak Hamburg

Persönliche Eindrücke vom 09. Februar, dem zweiten Tag der Fachtagung „Moore in Norddeutschland“ an der Uni Hamburg (CeNak = Centrum für Naturkunde) … folgen in Kürze …

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